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Auf dem Weg zur Hölle das Gaspedal durchdrücken


Dem Nationalpark einen Schritt näher: Die Egge zwischen Paderborn und Höxter. Foto: Preller



Hier ist meine Rede, die ich am Montag, 18. März, bei der Abstimmung über das Bürgerbegehren im Kreistag gehalten habe:


Die 16. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt findet in diesem Jahr wieder statt. In etwa sieben Monaten werden die Vertreterinnen und Vertreter von 196 Staaten, die 1992 nach der Rio-Konferenz die Biodiversitätskonvention ratifiziert hatten, erneut zusammentreten. Darunter auch Deutschland. Und dann wird wieder auf allerhöchster Ebene gerungen, wie wir das Artensterben bremsen und das Überleben der Menschheit überall auf diesem Planeten werden sichern können.


Weit reichende Entscheidung


Vergleichen mit diesem Gremium ist unser Kreistag hier in Paderborn zwar eher klein – aber die Entscheidungen, die wir hier in Sachen Nationalpark Egge treffen, sind kein bisschen weniger bedeutsam. Unsere Entscheidung reiht sich ein in die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, die die Bundesregierung im Nachgang zur Rio-Konferenz im Jahr 2007 verabschiedete und deren Neuauflage im vergangenen Jahr angeschoben wurde. Zahlreiche Ziele und Maßnahmen werden darin benannt. Der hier und heute zur Abstimmung stehende Schutz von Waldgebieten ist dabei nur ein Ausschnitt. Gleichwohl erfüllen wir mit der Bewerbung um einen zweiten Nationalpark in NRW geltendes Recht: Eine UN-Konvention und eine Nationale Strategie sind kein „wäre schön wenn das klappt“ – sondern sie sind klar und deutlich formulierte Vorgaben, denen wir wo immer wir die Möglichkeit haben, nachzukommen haben. Mit der Bewerbung um den Nationalpark Egge kommen wir dieser Pflicht nach und es sollte uns alle stolz machen, dass wir in OWL eine solche Stellschraube haben.


Wie oder ob


Die Klimakrise entscheidet darüber, wie wir in Zukunft leben, die Biodiversitätskrise entscheidet darüber, ob wir eine Zukunft erleben. Und aufgrund dieser Tatsache sollten wir in diesem Gremium nicht darüber diskutieren, ob wir uns um den Nationalpark bewerben, sondern wie wir den Nationalpark hier ausgestalten. Was sind unsere Forderungen, Wünsche oder gar Bedingungen?


Festplatte der Erde wird gelöscht


Wir müssen Schutz und Nutzen zusammenbringen. Denn wir sind gerade fleißig dabei, die Festplatte unserer Erde zu löschen und wir brauchen Sicherungskopien. Wir brauchen Habitate, die wir schützen, damit wir sie nutzen können, wenn wir sie brauchen und nicht weiter auf dem Weg zur Hölle das Gaspedal durchdrücken.

Nationalparke sind die beste Form, um solche Biotope zu schützen, Verbündete zu finden, um die planetaren Grenzen zu schützen. Und: Nationalparke sind nicht allein von herausragender Bedeutung. Wir müssen darüber hinaus denken: Trittsteine und Korridore bilden Biotopverbünde und sorgen für den wichtigen genetischen Austausch. Warum nicht wertvolle Flächen im nahe gelegenen Sauerland ökologisch anbinden, warum keine Brücken bis nach Siegen-Wittgenstein schlagen? Denn seltene Arten wie Haselhuhn und Luchs haben wir hier nicht, weil wir unsere Wälder wirtschaftlich nutzen – wir haben sie, obwohl wir sie bis zum gehtnichtmehr nutzen. Wenn ich durch die Wälder in unserer Region spaziere und die ausgeräumten Landschaften sehe, dann möchte ich denen, die dafür die Verantwortung tragen auf keinen Fall die Gestaltung unseres Waldes der Zukunft überlassen.


Unterstützer schauen über den Tellerrand

 

Die vielen Menschen, die das Bürgerbegehren unterstützt haben, haben das erkannt. Sie machen sich ernsthaft Sorgen um die eigene Zukunft, um die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder. Diese Menschen haben keinerlei persönlichen Vorteile, diese Menschen schauen weit über den Tellerrand von Partikularinteressen.

16 Nationalparke in Deutschland sind über den Schutz der Natur hinaus zum Erfolgsmodell geworden, die Zahlen aus der Eifel sollten ihnen bekannt sein.

Private Waldbesitzer sind nicht betroffen, Landwirte sind nicht betroffen. Wir sprechen über Flächen, die in Landesbesitz sind.


Zahl der Betroffenen überschaubar


Ob nun 38.000 Festmeter vom Markt genommen werden oder 70.000 ist dabei völlig unerheblich. Entscheidend ist, dass die Landesregierung genau das entschieden hat. Es wird Gespräche und Verhandlungen geben, um den Menschen, die tatsächlich betroffen sind, Alternativen aufzuzeigen. Doch gebe ich dabei zu bedenken, dass die Zahl der tatsächlich Betroffenen überschaubar ist. Erstaunlich finde ich, dass sich nicht aufgeregt wird, wenn das Holz für den Export in Überseecontainer geladen wird. Holz, das hier nach Aussagen der Nationalpark-Gegner in Zukunft fehlt.


Eine Warnung zum Schluss


Zum Schluss noch eine Warnung: Als Demokraten werden wir uns im bevorstehenden Bürgerentscheid natürlich gerne argumentativ austauschen, gar keine Frage. Aber das Verbreiten von Fake News erreicht mittlerweile ein Niveau, das den Gegnern nicht mehr würdig ist. Mit Fake News Ängste schüren sind Instrumente, die mit Vorliebe von Antidemokraten genutzt werden. Liebe Gegner, seien Sie ehrlich zu sich selbst und ehrlich zur Bevölkerung im Kreis Paderborn. Agieren auch Sie im Geiste der Menschen, die vor über 30 Jahren die Konvention zum Schutz der Biodiversität ratifiziert haben. Damit wir eines Tages werden sagen können: Wir haben hier ein gutes Werk vollbracht.

Ich danke Ihnen.

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