Statement zum Jahrestag der Atomkatastrophe
Erst kam das Erdbeben, dann der Tsunami und schließlich die radioaktive Wolke.
So trug es sich zu, vor sechs Jahren in Fukushima.
Wir sind hier zusammengekommen, um Anteil zu nehmen am Leid der Hinterbliebenen von 18500 Todesopfern. Um an die Menschen zu denken, die zu großen Teilen nicht wieder in ihre Heimat zurück können.
Sechs Jahre ist es her, dass wir alle mit Entsetzen aus der Ferne, an einem sicheren Ort miterleben mussten was in Japan geschah. Der Tsunami hat auf dem Gelände gleich drei Atomkatastrophen ausgelöst.
Niemand von uns hat eine Vorstellung davon, wie groß das Leid der Menschen dort ist, bis heute. Vor ein paar Tagen kam in den Nachrichten ein kurzer Bericht über einen Mann, der regelmäßig in das Katastrophengebiet zurückkehrt um nach Überresten seiner kleinen Tochter zu suchen, damit ihre Seele endlich Ruhe finden kann. Das machte mich sehr betroffen.
Nachlässigkeit, Selbstüberschätzung und Profit-Streben haben zur Atomkatastrophe in Fukushima geführt, die nach sechs Jahren noch immer nicht unter Kontrolle ist.
Und wahrscheinlich wird das auch niemals gelingen.
Bei der Kühlung der Reaktoren sind bis heute mehr als 750.000 Tonnen hoch kontaminiertes Wasser angefallen, unendlich viele Säcke mit kontaminierter Erde. Der Betreiber TEPCO hat bisher keine Lösung.
Es wird damit zur Daueraufgabe für unsere Kinder, für unsere Enkel und für all unsere Nachfahren in den vielen folgenden Generationen. Damit das nicht noch einmal geschieht, müssen wir die Atomkraft jetzt abschalten – überall auf dieser Welt!
Es liegt an uns!
NRW ist von Atomkraftwerken umzingelt – Grohnde ist 50 km entfernt
Der Glaube, dass tödliche Risiken wie die Atomenergie beherrschbar sind, ist absolute menschliche Selbstüberschätzung. Das Leben geht weiter, doch die radioaktive Verstrahlung bleibt.
Und, wie ist es bei uns?
Die gute Nachricht: In Nordrhein Westfalen gibt es kein Atomkraftwerk. Aber ein Blick auf die Karte zeigt, NRW ist von Atomkraftwerken umzingelt.
Und nicht nur deutsche AKWs liegen in Grenznähe, sondern auch Anlagen in den Niederlanden, Belgien und Frankreich.
Bei einem schweren Atomunfall greift der Notfallplan der Strahlenschutzkommission. Der teilt den Umkreis in vier Bereiche ein
5 Kilometer(Zentralzone): Evakuierung und Verteilung von Jodtabletten binnen 6 Stunden
20 Kilometer(Mittelzone): Evakuierung binnen 24 Stunden, Jodtabletten binnen 12 Stunden
100 Kilometer(Außenzone): Aufenthalt in Gebäuden, Jodtabletten, Evakuierung je nach Wetterlage (Niederschlag, Wind)
bundesweit(Fernzone): Jod für Kinder, Jugendliche und Schwangere, Überwachung der Messwerte
Das AKW Grohnde liegt nur 10 Kilometer von der lippischen Landesgrenze bei Detmold entfernt. Bis nach Paderborn sind es 50 Kilometer!
Nach Angaben der Initiative „Grohnde abschalten“ haben sich in dem Kraftwerk in den vergangenen Jahren immer wieder Pannen ereignet. Insgesamt seien mehr als 250 Fälle bekannt geworden. Damit zählt Grohnde zu den „Störfall-Spitzenreitern“ unter den deutschen Atomkraftwerken.
Doch auch Flugzeugabstürze oder terroristische Angriffe auf das AKW Grohnde können in kurzer Zeit zu so hohen Freisetzungen führen, dass Anwohner tödlich bedroht sind.
Wie war das gestern?
Fünf Atomkraftwerke wurden gestern geräumt, darunter auch Grohnde. Der Kontakt zu einem Flugzeug brach ab, Abfangjäger der Luftwaffe stiegen auf, zum Glück war der Spuk nach 22 Minuten vorbei.
Einige Kommunen in der Region haben mit einer Resolution die Stilllegung des AKW Grohnde gefordert. Warum tun sich andere damit so schwer?
Ich fordere alle Städte und Gemeinden im Kreis Paderborn auf, gleichzuziehen, mit der Resolution zu zeigen, dass sie Verantwortung für ihre Bürger übernehmen und sich für deren Sicherheit einsetzen.
Jeder Tag, den dieses AKW läuft, ist ein „Hochrisiko“ Tag.
Spricht man mit Einzelnen, ist unser Problem offensichtlich nicht die fehlende Ablehnung gegenüber der Atomkraft.
Es ist Zeit, den Kampf gegen Windmühlen einzustellen
Es ist eher die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber dem Thema, die wieder um sich greift. Die Erinnerung an die Katastrophe scheint zu verblassen.
Werden wir wirklich am Atomausstieg festhalten?
Werden wir wirklich am Umstieg auf erneuerbare Energien festhalten?
Wer gegen Windkraft ist, ist der automatisch für Atomkraft, oder umgekehrt?
Diese Frage muss erlaubt sein.
Ja, in unserer Region gibt es zahlreiche Windkraftanlagen, aber ist es nicht an der Zeit seinen Frieden damit zu schließen?
Jahrelang haben wir von der Kohlekraft und Atomkraft profitiert und unseren Strom bezogen, doch zu welchem Preis? Große Flächen in NRW sind verwüstet durch den Tagebau. Die Risiken durch einen atomaren Zwischenfall sind täglich vor unserer Tür. Windräder sind in kurzer Zeit rückstandslos abzubauen, aber, wie wir mit den atomaren Hinterlassenschaften verfahren sollen ist noch nicht geklärt.
Die Suche nach einem Endlager für Atommüll ist seit Jahrzehnten hoch umstritten – das niedersächsische Gorleben als Standort ist höchst unsicher. Union, SPD und Grüne haben einen Gesetzentwurf für die schwierige Suche nach einem Atommülllager vorgestellt. Bis 2031 soll nun in Deutschland ein Ort gefunden sein, an dem hoch radioaktiver Atommüll eine Million Jahre lang möglichst sicher lagern kann.
Unvorstellbar, dass es diesen Ort geben soll.
Wie erklären wir das unseren Kindern, welches Erbe hinterlassen wir unseren Enkelkindern? Der alte Spruch „Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt“ ist nach wie vor hoch aktuell und einen Planeten B haben wir auch nicht. Statt gemeinsam diese Region weiter voran zu bringen, die Menschen zu einen, um vielleicht eines Tages Vorbild zu sein, verbreitet die AfD die Lüge des Klimawandels und will an der Atomkraft festhalten, die CDU vor Ort propagiert, dass die Windräder die Dorfgemeinschaften spalten.
Ich würde gerne mal in die Wohnungen der Windgegner schauen, welche Einstufung hat wohl ihr Kühlschrank, wie viele Elektrogeräte stehen im Stand by Modus, an welcher Stelle sparen sie konsequent Strom?
Die Windenergie ist mit einem Anteil von 42 Prozent an der erneuerbaren Stromerzeugung der wichtigste erneuerbare Energieträger in Nordrhein-Westfalen. Der Kreis Paderborn spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Das ist doch toll, darauf sollten wir stolz sein.
Ich nehme die Sorgen der Menschen und ihre Vorbehalte gegenüber der Windkraft ernst, hier bedarf es Fingerspitzengefühl und eine gute Lösung. Aber in welchem Verhältnis stehen diese Sorgen gegenüber den Problemen der Menschen, die durch den Tagebau betroffen sind. In den vergangenen 50 Jahren wurden 16 Orte verschluckt, 11.000 Menschen mussten ihr Zuhause aufgeben und über die Probleme bei einem atomaren Zwischenfall habe ich genug gesagt.
Wir müssen endlich ernst machen mit
Energieeinsparung,
Förderung der Energieeffizienz
und dem Ausbau erneuerbarer Energien
Wir brauchen eine ökologische Energiepolitik ohne unkalkulierbare Risiken.
Wir wollen die Energiewende und den Atomausstieg jetzt –> konsequent und ohne faule Kompromisse!
Denn: Sicher bleibt nur das Risiko!
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