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Mehr Schutzplätze in Frauenhäusern!




Düsseldorf / Paderborn. „Ich weiß nicht, wo Familienministerin Ina Scharrenbach ihre Informationen her hat. Ihre Angaben zur Situation in den Frauenhäusern in NRW haben mit der Wirklichkeit nichts zu tun“. Mit Empörung reagiert Norika Creuzmann, die sich als Kreisfraktionsvorsitzende der Grünen in Paderborn für das Thema Frauenhäuser stark macht, auf die Pressemitteilung in der NW vom 10.6.2021. Darin hatte sie behauptet, dass „eine Aufnahme von schutzsuchenden Frauen mit und ohne Kindern in jeder Akutschutzeinrichtung in NRW im Jahr 2020 und im Jahr 2021 jederzeit möglich“ war oder ist. „Die Realität sieht völlig anders aus“, weiß Norika Creuzmann.


Im September 2020 beispielsweise gab es im gesamten Bundesland lediglich in einem Frauenhaus in Kleve Platz für eine Frau mit Kindern. Alle anderen Einrichtungen hatten keinerlei Kapazitäten. Eine Frau aus OWL in einer Notsituation müsste dann durch das halbe Land reisen – „und wie soll das gehen?“. Der 10.09.2020 war kein Ausnahmetag. immer wieder kommt es zu solchen Engpäassen.


Leicht hätte Ministerin Scharrenbach jederzeit feststellen können, wie es um die Frauenhäuser bestellt ist, die in ihrer Verantwortung stehen oder die in privater Trägerschaft agieren. Unter www.frauen-info-netz.de werden sehr aktuell alle Plätze in NRW aufgeführt. Heute gibt es einige Häuser mit freien Plätzen. Es sind aber deutlich weniger als die Hälfte, was sich anhand einer Karte leicht erkennen lässt. „Das bedeutet, dass eben nicht zu jeder Zeit in jedem Haus eine Frau Zuflucht findet“, betont Norika Creuzmann, ebenfalls Mitarbeiterin im autonomen Frauenhaus.


„Wir sind fast dauerhaft voll“, blickt Norika Creuzmann auf das Frauenhaus in Paderborn, in dem sie seit fast 30 Jahren arbeitet. „Kaum ist eine Frau ausgezogen, ist wenige Stunden später der Platz wieder belegt“, berichtet sie von ihren Erfahrungen – „und das trotz Aufstockung um sechs weitere Schutzplätze“.


Die Frauenhaus-Mitarbeiterin aus Paderborn verweist auf einen Rechenfehler, den Ministerin begeht. „Scharrenbach legt bei der Platzberechnung in NRW die weibliche Bevölkerung zwischen 19 und 65 Jahren zu Grunde“, erklärt sie. Daraus würden sich 557 Plätze ergeben. „Somit geht die Ministerin von einem Überangebot aus, da NRW aktuell über 622 Plätzen verfügt“. Die Wahrheit sehe aber ganz anders aus. Die Istanbul Konvention, also das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, legt ein Familienzimmer pro 10.000 Einwohner der Gesamtbevölkerung fest. „Und das bedeutet 4650 Plätze in NRW“, weiß Creuzmann. Das Land sei darum immer noch sehr weit davon entfernt, den Schutz von Frauen und Kinder, die Gewalt erfahren, zu gewährleisten.

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