Nein, die Volksinitiative NRW zum Schutz der Artenvielfalt lässt sich nicht aufhalten. Nicht durch Corona, die die Unterschriftensammlungen vorübergehend ausbremste. Nicht durch Landwirte, die grüne Kreuze in ihren Äckern aufstellen – und schon gar nicht von Rechtspopulisten, die für alle Bemühungen für den Umweltschutz nur Hass und Hetze bereithalten.
Ich begrüße diese Initiative der Naturschutzverbände BUND, NABU und LNU ausdrücklich und verspreche, sie nach Kräften zu unterstützen. Landesweit werden seit dem Start am 23. Juli Unterschriften gesammelt. 66 000 Bürger in NRW müssen mit ihrem Namenszug erklären, dass sich der Landtag mit den Forderungen der Volksinitiative beschäftigen soll. Mindestens 66 000 Bürger! Denn vor allem mit dem kräftigen Rückenwind von weit mehr Unterschriften als vom Gesetz gefordert wollen die Naturschutzverbände den Abgeordneten klar machen, was die Stunde geschlagen hat. „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ lautet die Präambel der Bewegung. Denn 45 Prozent der Arten in NRW sind bedroht. Und dieser dramatische Rückgang vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten duldet keinen Aufschub mehr.
Da ist der immense Flächenfraß: rot-grün hatte seinerzeit im Landesentwicklungsplan festschreiben lassen, dass der Flächenverbrauch fünf Hektar pro Tag nicht übersteigen darf. Aber die Regierung Laschet hatte nichts eiligeres zu tun, als diese Regelung wieder zu streichen. Die Folge: Die landwirtschaftlichen Flächen werden immer geringer. Und das bedeutet für die übrig gebliebene Fläche, dass sie rein rechnerisch noch intensiver bewirtschaftet werden müsste, wenn sie die gleiche Menge an Lebens- oder Futtermittel hervorbringen soll.
Mehr und mehr wird unser Wald zu Tode genutzt. Fichten haben hier durch Trockenheit und Borkenkäfer keine Chance mehr. Riesige Kahlflächen entstehen. Die Natur weiß sich selbst am besten zu helfen. Wie aus dem Nichts wachsen mit einem Mal Birken und Ebereschen – ohne dass teure Setzlinge gekauft und mühsam eingepflanzt werden müssen, ohne dass es eine Gelinggarantie gibt. Waldflächen ohne Nutzung lautet die Lösungsformel. Was nützt das schönste Biotop, wenn es isoliert zwischen Landwirtschaftsarealen liegt wie eine Oase in der Wüste? Der Austausch der Arten und ihrer Genpools funktioniert nur, wenn die Biotope im Verbund ineinander übergehen.
Die Ausweisung des Nationalparks Senne ist die Krone des Artenschutzes. Dieses Projekt unterstütze ich seit Jahren nach Kräften. Deutschlands Hotspot der Artenvielfalt muss geschützt, gepflegt und erlebbar gemacht werden. Gleichzeitig setzt der Nationalpark starke wirtschaftliche Impulse, die nach Abzug des Militärs und nach dem schmerzlichen Corona-Lockdown dringen in der Region gebraucht werden.
Der ökologische Landbau funktioniert seit Jahren mit immer weiter wachsendem Erfolg. Die Landwirtschaft mit der Natur und nicht gegen sie, ist für mich der einzig gangbare Weg. Dazu gehört ein Verbot der chemisch-synthetischen Pestizide. Weder sollen Landwirte krebserregende und grundwasserschädigende Substanzen im Tonnenmaßstab ausbringen dürfen, noch Baumärkte Glyphosat in der handlichen Halbliterflasche für den sterilen Vorgarten verkaufen dürfen.
Den Insekten geht es schlecht genug. Lichtverschmutzung macht ihnen zusätzlich das Leben schwer. Diese gilt es einzudämmen.
Schottergärten sind das genaue Gegenteil von artenreichen Biotopen. Hier findet keine Biene Nektar, kein Schmetterling Wasser, keine Ameise ein Heim. Blütenleere Pflanzen vegetieren darin vor sich hin und Metallkästen voller Steine sind eigentlich mal für Schützengräben entwickelt worden. Brauchen wir nicht! Ebensowenig wie ein sich immer weiter aufheizendes Stadtklima, weil diese kahlen Vorgärten lediglich Hitze speichern. Alle Stimmberechtigten in NRW dürfen bei der Volksinitiative unterschreiben. Gültig sind nur manuelle Unterschriften auf offiziellen Papierbögen, geordnet nach Gemeinden. Ich werde ab sofort bei meinen Wahlkampfveranstaltungen entsprechende Listen bei mir haben und Ihnen die Gelegenheit geben, die Volksinitiative zu unterstützen. Tun Sie sich und Ihren Kindern den Gefallen!
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