262 – diese Zahl geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Es ist die Zahl der getöteten Kinder in der Ukraine, die die UN vor zwei Tagen bekannt gab. Die Trauer und das Leid, die der barbarische Überfall Russlands nach sich ziehen, lassen sich kaum ermessen und auch die Zahl 262 macht mich in zunehmenden Maße fassungsloser und auch wütender.
Heute, am 1. Juni, ist der Internationale Kindertag und wenn ich zurückblicke, dann gab es an dem Tag, der auf die Situation von Kindern und Jugendlichen aufmerksam machen soll, sehr häufig eigentlich nur schlechtes zu berichten. Die Ernährung und die medizinische Versorgung viel zu vieler Kinder auf diesem Planeten: schlecht. Die Chancen auf Bildung: schlecht. Die Chancen auf ein Leben in Frieden und Sicherheit: unverändert schlecht. Und dabei muss ich gar nicht in ein fernes Dritte-Welt-Land blicken. Auch hier in Europa – Stichwort Ukraine – und auch hier in Deutschland sind die Schutzrechte von Kindern und Jugendlichen stark verbesserungswürdig.
Seit drei Tagen ermittelt die Polizei in Köln gegen 70 Tatverdächtige, die zahlreiche Fotos und Videos von sexuell missbrauchten Babys und Kleinkindern besessen und getauscht haben sollen. Ein Mann aus Wermelskirchen soll dabei im Mittelpunkt stehen. Der schreckliche Fall steht nicht allein: In Nordrhein-Westfalen hatte es in den vergangenen Jahren mehrere Kriminalitätskomplexe mit schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern gegeben. Auf den Missbrauchsfall auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe folgten die Ermittlungen zu Fällen in Bergisch Gladbach und Münster. Wir brauchen dringend bessere Schutzkonzepte und stärker ausgestattete Behörden von der Polizei bis zu den Jugendämtern, um den Verbrechen zu begegnen.
In meiner über 30jährigen Zeit als Mitarbeiterin in einem Frauenhaus habe ich viele Kinder erlebt, die Opfer von Gewalt wurden, die auf verschiedenste Weise traumatisiert waren und die dringend Hilfe benötigten. Auch die Frauenhäuser gilt es deutlich stärker mit Plätzen und mit qualifiziertem Personal auszustatten. Viel zu oft sind alle Frauenhäuser in NRW auf rot geschaltet: Das heißt, dass sie keine Frauen als akute Opfer von Gewalt sowie deren Kinder aufnehmen können. Auch das muss sich dringend ändern. Darum mache ich mich auch für die Umsetzung der Istanbul-Konvention stark, die unter anderem die Quote von Frauenhausplätzen regelt.
Ich hoffe inständig, dass es der Bundesregierung bald gelingen möge, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. „Das Wohl des Kindes ist angemessen zu berücksichtigen“, heißt es im Gesetzesentwurf vom Januar 2021. Dem konnte sich die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit bislang nicht anschließen und ich verstehe nicht, was daran so schwierig sein soll. Kinder sind die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft und gleichzeitig die wichtigsten. Mein Wort darauf: Als neue NRW-Landtagsabgeordnete werde ich beim Schutz der Rechte von Kindern nicht locker lassen.
Eure Norika
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