Pflegefamilien im Fokus
- Frederick Lüke
- 9. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Unsere fünfte Fachveranstaltung mit dem Titel „Pflegefamilien im Fokus“ fand im Rahmen der Diskussionsreihe „Gelingender Kinderschutz“ statt und widmete sich den Herausforderungen, Chancen und strukturellen Rahmenbedingungen von Pflegefamilien in Nordrhein-Westfalen. Eingeladen waren Vertreter*innen aus Politik, Fachpraxis und Pflegeelterninitiativen.
Eröffnung und politische Einordnung
Initiatorin Norika Creuzmann MdL und selbst Pflegemutter begrüßte die Teilnehmenden und betonte die Wichtigkeit des Dialogs über Pflegefamilien. Ministerin Josefine Paul hob hervor, dass Pflegefamilien eine zentrale gesellschaftliche Rolle übernehmen und mehr Anerkennung und Unterstützung verdienen. Das Ministerium fördert die Studie „Fokus Pflegefamilien NRW“, deren Ergebnisse bald veröffentlicht werden sollen, und bereitet einen Familiendialog vor, um vielfältige Familienrealitäten sichtbar zu machen.
Studienergebnisse und Kritik an der Praxis
Rainer Rettinger vom Verein PAN stellte zentrale Ergebnisse der landesweiten Studie vor. Die Befragung von über 1300 Pflegefamilien zeigt, dass Pflegeverhältnisse häufig von Unsicherheiten, fehlenden Standards und inkonsequenter Unterstützung durch Jugendämter geprägt sind. Besonders kritisch sei der häufige Wechsel von Ansprechpersonen sowie das mangelnde Gehör der Pflegeeltern in familiengerichtlichen Verfahren.
Perspektive der Landesjugendämter
Herr Dannert und Frau Förster vom LVR betonten die Rolle der Landesjugendämter als fachliche Begleiter der örtlichen Jugendämter. Sie berichteten über Fortbildungsangebote, Arbeitshilfen und die Förderung von Standards in der Pflegekinderhilfe. Gleichzeitig wurde die Herausforderung benannt, genügend Pflegefamilien zu gewinnen und strukturelle Unterschiede zwischen Kommunen auszugleichen.
Erfahrungen aus der Pflegeeltern-Praxis
Besonders eindrücklich berichteten Vertreterinnen der Gruppe „Focus – Unberechtigte Kindeswohlgefährdung“ über ihre Erfahrungen mit falschen Verdächtigungen gegen Pflegeeltern. Sie fordern eine Aufarbeitungskommission, Rehabilitationsverfahren, Schutzkonzepte auch für Pflegeeltern und mehr rechtlichen Schutz bei unberechtigten Vorwürfen. Mehrere Rednerinnen schilderten persönliche Krisenerfahrungen und die langfristigen Auswirkungen auf Pflegeeltern und deren leibliche Kinder.
Kommunale Initiativen und Lösungsansätze
Weitere Beiträge zeigten positive Beispiele kommunaler Vernetzung: Lokale Pflegeelternvereine wie APFEL e.V. setzen sich für Beteiligung, Kinderschutzkonzepte und personelle Verbesserungen in Pflegekinderdiensten ein. Kommunalpolitikerinnen forderten u.a. eine Fachaufsicht für Jugendämter und zentrale Plattformen zur Vermittlung freier Pflegeplätze.
Zentrale Forderungen und Erkenntnisse
Mehr Wertschätzung und Respekt für Pflegefamilien
Verbindliche Standards in der Pflegekinderhilfe
Bessere finanzielle Ausstattung und Altersvorsorge
Schutzkonzepte für Pflegekinder und -eltern
Aufarbeitung und Rehabilitierung bei unberechtigten Vorwürfen
Bessere Vernetzung, Transparenz und Fachberatung

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