Sehr gelungener Umweltkongress
- Frederick Lüke
- 23. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Ein ebenso wunderschöner wie erfolgreicher Umweltkongress liegt hinter uns. Ich habe mich über die gute Resonanz sehr gefreut. Wir planen noch eine Veröffentlichung unserer Workshop-Ergebnisse. Hier ist schonmal der Bericht aus meinem Workshop mit dem Titel "Toxisch von Anfang an“:
Eigentlich wollten die Teilnehmenden des Workshops nach eineinhalb Stunden gar nicht auseinandergehen. Zum Thema „Toxisch von Anfang an – Gefährdung von Kindern durch Umweltgifte und Möglichkeiten der Eliminierung von Mikroplastik in Wasser“ war der Funke schon längst übergesprungen und man hätte wohl noch Stunden weiterdiskutieren können. Denn die beiden Themenkomplexe gehen nun mal jeden Menschen an und die Zukunftsaussichten mit Blick auf die Umweltbelastung durch Chemikalien sind nicht wirklich tröstlich.
Das wurde beim Vortrag von Dr. Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale NRW rasch deutlich. Die Chemikerin ist Expertin in Sachen Gesundheitsschutz. „Die jährliche Produktion und Freisetzung vom menschengemachten Chemikalien nimmt in einem Tempo zu, das die globalen Kapazitäten für Bewertung und Überwachung übersteigt“, machte sie schon zu Beginn deutlich. Ein Humanbiomonitoring ist angesichts von 350 000 Chemikalien praktisch unmöglich, ihr Einfluss auf die frühen Phasen menschlichen Lebens stellen ein großes Risiko dar. Eine Studie der Deutschen Umwelthilfe macht das deutlich: 2294 Kinder und Jugendliche wurden von 2014 bis 2017 in 167 Orten in ganz Deutschland getestet: Sie hatten bis zu 107 verschiedene Stoffe im Blut. 31 dieser Substanzen (vor allem Weichmacher und fluorierte Verbindungen PFAS) wurden bei praktischen allen Kindern nachgewiesen. Auch schon lange verbotene Chemikalien wie PCB oder DDT finden sich noch. Es werde daher immer deutlicher, dass viele Erkrankungen wie Allergien, Störungen des Immunsystems, Fettleibigkeit oder die Entwicklung des Nervensystems mit der Chemikalienexposition im Mutterleib oder in der frühen Kindheit in Zusammenhang stehen, lautete das Fazit. Daran haben Mikro- und Nanoplastik einen Anteil. Mit Handlungsempfehlungen zum Schutz endete der erste Teil des Workshops.
Wie man Mikroplastik aus Regenwasser wieder herausbekommt, darüber hielt Roland Damann von der Firma Microbubbles einen aufschlussreichen Vortrag. Schon der Name des Unternehmens, das von der Bundesagentur für Sprunginnovation gefördert wird, erklärt das Prinzip: Feinste Luftblasen, in Regenklärbecken eingeblasen, binden die Partikel und tragen sie an die Oberfläche, wo sie abgeschöpft werden können. 57 Prozent des Mikroplastiks wird durch Reifenabrieb erzeugt. Am Beispiel eines Klärbeckens an viel befahrenen Straßen ging Damann ins Detail. Über flächendeckende Reinigung könnte die Lücke zwischen Binnengewässern und den Ozeanen geschlossen werden. Denn wenn das Mikroplastik erst in den Meeren ist, ist eine Beseitigung praktisch ausgeschlossen. Herausfordernd bei diesem Verfahren die Analytik: Der Reifenabrieb kommt in allen vorstellbaren Größen, Zusammensetzungen und Konzentrationen daher. Um Belastungen zu identifizieren und Effekte nachzuweisen wird also eine reproduzierbare Analytik benötigt. Auf der anderen Seite stieß der vergleichsweise geringe apparative Aufwand auf regelrechte Begeisterung. Denn so manche*r Teilnehmer*in steht im Heimatort vor der politischen Verantwortung, eine Kläranlage um weitere Reinigungsstufen versehen. Kosten von bis zu 400 000 Euro für ein Klärbecken weckten da fast schon Begehrlichkeiten.











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