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Nationalpark FAQ

Grundlage im Koalitionsvertrag

Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag ist vereinbart: „Wir wollen einen zweiten Nationalpark ausweisen und werden dazu einen Beteiligungsprozess initiieren.“ Ebenfalls im Koalitionsvertrag steht: „Wir wollen 15 Prozent der Staatswaldflächen für den Waldnaturschutz sichern und somit zwei Prozent der nordrhein-westfälischen Waldfläche aus der Nutzung nehmen.“

  • Gibt es einen Zeitplan?
    Am 6. September wurde das Beteiligungsverfahren vorgestellt. In den kommenden Monaten bis spätestens Ende März können sich Regionen bewerben. Danach wird festgelegt, wo ein zweiter Nationalpark in NRW entstehen soll.
  • Das genaue Verfahren ist also noch nicht klar?
    Mittlerweile schon: Unter https://nationalpark.nrw.de werden alle wichtigen Informationen gegeben und auch die Möglichkeiten für eine Beteiligung vorgestellt.
  • Gibt es bereits eine Kulisse?
    Nur in gewisser Weise: Klar ist, dass bei der Beteiligung nur Flächen in Betracht kommen, die groß genug sind (also rund 10 000 Hektar), die wertig genug sind (also aus naturschutzfachlicher Sicht schützenswert), die im Eigentum des Landes stehen (so genannter Staatswald) und die vom Zustand und vom Entwicklungspotenzial her gut sind. Die Egge erfüllt all diese Bedingungen.
  • Wie viele mögliche Standorte gibt es in NRW noch?
    Bei der Präsentation am 6.9. wurden einige potenzielle Gebiete vorgestellt. Dies sind - die Egge - Arnsberger Wald - Ebbegebirge - Rothaarkamm - Reichswald - Hürtgenwald Ausdrücklich beutet diese Nennung keine Vorauswahl oder Einschränkung.
  • Werden auch private oder kommunale Waldflächen überplant?
    Nochmal ganz deutlich: Nein! Die Pläne des Landes beziehen sich (anders als 2011/12) ausschließlich auf Landeseigentum. Eine Zurverfügungstellung von anliegenden Flächen ist natürlich möglich. Staatswald in der Egge:
  • Wie viel Wald soll denn im Vergleich stillgelegt werden?
    Hier ein paar Größen und Prozentzahlen: Ein Nationalpark von 10 000 Hektar Größe entspricht 8,4 % der Staatswaldfläche bzw. 1,07 % der Gesamtfläche alle Wälder in NRW. Der Nationalpark Eifel, mehr als 100 Wildnisentwicklungsgebiete sowie rund 75 Naturwaldzellen bilden zusammen eine Fläche von zurzeit etwa 15 000 Hektar. Das sind 1,6 Prozent aller Wälder in NRW.
  • Warum steht die Egge mit einem Mal im Fokus?
    Die Egge gehört schon seit vielen Jahren zu den Planungen vor Ort für einen Nationalpark. Weil sich seit des Angriffs Russlands auf die Ukraine eine Diskussion über den Truppenübungsplatz Senne zurzeit erübrigt, liegt der Fokus momentan auf der Egge.
  • Warum füllt die Diskussion um den Nationalpark schon seit März 23 die Zeitungsspalten?
    Es wurden erste Sondierungsgespräche geführt, deren Inhalte trotz vereinbarter Vertraulichkeit an die Presse weitergegeben wurden.
  • Warum gibt es Gegner, die keinen Nationalpark wollen?
    Die Gegner stammen überwiegend aus dem Lager der Holzwirtschaft. Sie sind nicht viele, verstehen es aber, durch martialisches Auftreten mit schweren Maschinen, Lautstärke und teilweise falschen Behauptungen, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Mit ihnen müssen wir das Gespräch suchen.
  • Sind denn die wirtschaftlichen Sorgen Menschen, die von der Forstwirtschaft leben, berechtigt?
    Bislang stellte die Egge ca. 15 % des lokalen Holzbedarfs. 95 % der Fichten über 40 Jahre sind in den letzten Jahren abgestorben, es gibt in der Egge bereits etliche Wildnisgebiete und Naturwaldzellen, in denen ohnehin kein Holzeinschlag erfolgt. Der Landesbetrieb Wald und Holz hat in den letzten 5 Jahren aufgrund der niedrigen Preise nur sehr wenig Laubholz verkauft. Große Laubholzverwender haben in diesem Zeitraum ihr Holz auch von anderen Kunden bekommen können. (Quelle Landesbetrieb WuH) Forsteinrichtung Hiebsatz SOLL –IST (Quelle Landesbetreib Wald und Holz) im Betrachtungsgebiet 2014 bis 2023 SOLL: 680.000 Festmeter Holz (6 Fm/ a/ ha) 2014 bis 2022 IST: 1.620.000 Festmeter Holz (14 Fm/ a/ ha) 2024 bis 2033 SOLL: ~ 400.000 Festmeter Holz (~ 3,5 Fm/ a/ ha) Insgesamt SOLL 2014-2033 1.080.000 Festmeter Festmeter IST allein bis 2022 1.620.000 Festmeter Grund dafür sind diverse Stürme (Friederike 18.1.2018) und anschließend die heißen Sommer mit den Borkenkäfern. Wenn man es ehrlich meint mit den Grundsätzen der Nachhaltigkeit, kann weit über 2033 hinaus kein Einschlag erfolgen. Kalamitätsfläche seit 2018 (Quelle Landesbetrieb Wald und Holz) ~ 3.600 ha: davon Pflanzung: 1.600 ha davon Natur-Verj.:1.200 ha davon Freifläche: 800 ha § 31 Bewirtschaftungsgrundsätze für den Staatswald (Landesforstgesetz – LFoG) (1) Staatswald des Landes Nordrhein-Westfalen ist der Wald, der im Alleineigentum oder Miteigentum des Landes Nordrhein-Westfalen steht (Verwaltungsgrundvermögen „Sonderliegenschaft Forst“).Die zuständigen Stellen haben namentlich; 1. die Ertragskraft des Waldes zu erhalten und die Nachhaltigkeit der Holznutzung zu wahren, 2. den Wald vor Schäden zu bewahren, 3. die Walderzeugnisse nach wirtschaftlichen Grundsätzen zu verwerten. (2) Die mit der Bewirtschaftung des Staatswaldes betrauten Stellen haben die Wohl-fahrtswirkungen des Waldes zu sichern und in besonderem Maße die Erholung der Bevölkerung zu ermöglichen. Zur Erfüllung dieser Aufgaben kann in besonderen Fällen von den Grundsätzen des Absatzes 1 Satz 2 Nr. 1 abgewichen werden.
  • Was ist mit landwirtschaftlichen oder industriellen Betrieben, die in der Nähe eines Nationalparks liegen?
    Auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird: Es gibt keine Pufferzone. Die wirtschaftliche Entwicklung wird durch einen NLP in keiner Weise beeinträchtigt. Anders übrigens als bei einer (viel größeren) Biosphären-Region.
  • Was ist mit der Windkraft?
    Windkraftanlagen sind in Nationalparken nicht erlaubt. Für manchen ist dies sogar ein Argument FÜR einen Nationalpark.
  • Was ist mit der Brennholzversorgung?
    In anderen Nationalparken wurden Regelungen für die Brennholzversorgung getroffen, warum also nicht auch in der Egge? Das gilt auch für die so genannten Deputat Holz-Berechtigten.
  • Holz speichert CO2 – aber nicht, wenn man es verrotten lässt. Wie sieht die Klimabilanz eines Nationalparks aus?
    Im Naturkreislauf wächst Holz heran und wenn die Bäume absterben, wird das aufgenommene CO2 teilweise wieder abgegeben. Gleichzeitig speichert der Boden große Mengen an CO2. Der Klimaeffekt eines Waldes ist mit Blick beispielsweise auf Wasserspeicherung und Kühlung sehr wertvoll.
  • Warum ist die Egge so schützenswert?
    In der Egge gibt es viele seltene Tierarten und besondere Areale. Vorhandene Arten: Wildkatze, zahlreiche Fledermausarten, Haselmaus, Schwarzstorch, Uhu, Sperlingskauz, Raufußkauz, Schwarzspecht, Grauspecht, Mittelspecht, Rotmilan, Schwarzmilan, Haselhuhn Besondere Areale: - Felsformationen und Schluchten - Etliche Höhlen mit seltenen Bewohnern - Quellen und Bäche - Mehrere Moore In der Suchraumfläche Egge von 19.250 ha besteht darum für über 2/3 ein Schutzstatus (FFH, Vogelschutzgebiet, Naturschutzgebiet), das sind die besten Voraussetzungen für einen Nationalpark Egge.
  • Was bedeutet das für die Biodiversität?
    Schutzgebiete wie Nationalparks sind unverzichtbar für den Erhalt der Biodiversität. Sie sichern den Schutz von Ökosystemen, bieten Rückzugsorte für gefährdete Arten und bewahren genetische Ressourcen für zukünftige Generationen. Neben dem Klimawandel sprechen wir bei dem Verlust der Biodiversität von der zweiten globalen Krise. Denn die Zukunft der Menschheit hängt entscheidend von der weltweiten biologischen Vielfalt ab. Wir brauchen die Ökosysteme mit ihren zahlreichen Tier- und Pflanzenarten für unsere Ernährung und Gesundheit, für sauberes Trinkwasser, fruchtbare Böden, saubere Atemluft, für den Klimaschutz und insgesamt als Wirtschaftsgrundlage. Allerdings sind bereits viele Ökosysteme nicht mehr intakt und dadurch sind Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Eine nachhaltige Entwicklung können wir nur erreichen, wenn wir den Verlust biologischer Vielfalt stoppen – Hand in Hand mit dem Klimaschutz.
  • Was hat die Region von einem Nationalpark?
    Sehr viel, die Wirtschaft profitiert enorm davon. Werfen wir einen Blick auf die Eifel, dem bislang einzigen NLP in NRW: Der NLP Eifel hat einen Bruttoumsatz von über 30 Millionen Euro, das ergibt ein Vollzeitbeschäftigungsäquivalent von fast 700 Personen. Knapp 200 000 Tagesgäste pro Jahr und 150 000 Übernachtungsgäste bedeuten für die Gastronomie höhere Einnahmen. Hofläden, Lebensmittelanbieter und Dienstleister werben mit dem NLP-Label. Der aktuellen Leistungsbericht 2021 ist angefügt. Den sozioökonomischen Effekt findet ihr auf S.30ff https://www.nationalpark-eifel.de/de/infothek/soem/ https://www.nationalpark-eifel.de/gs/ueber-uns/berichte-monitoring-und-artikel/
  • Gibt es noch weitere Effekte?
    Es ist davon auszugehen, dass sich ein Nationalpark positiv auf den Fachkräftemangel auswirkt: Die Erholungsangebote, viele Veranstaltungen und nicht zu vergessen die Umweltbildung bieten Abwechslung. Work- Life Balance spielt eine immer größere Rolle. Die Regionen müssen ihre Attraktivität steigern, um im Wettbewerb um Fachkräfte mithalten zu können.
  • Die Nationalpark-Gegner argumentieren, dass ein NLP viele Einschränkungen nach sich zöge.
    Auch bei objektiver Betrachtung sind die bislang vorgebrachten Argumente überwiegend falsch, übertrieben oder unsachlich. Es ist sehr leicht, deren Thesen zu entkräften. Man muss gar nicht zu einem Nationalpark reisen, oft genügt schon ein Besuch der Homepage. Natürlich darf jeder Mensch einen NLP betreten, es gibt auch keinen Zaun drumherum, es wird kein Eintritt verlangt, es gibt ein Wegekonzept (das möglicherweise eine Schließung von Wegen durch sensible Bereiche nach sich ziehen kann). Jagd bleibt notwendig und ist erlaubt, allerdings heißt es im Nationalpark “Wildtiermanagement”. Es gibt keine Trophäenjagd. Es wird keinen Grundsatz geben, Douglasien zu entfernen. Weder der Wolf noch der Borkenkäfer wird durch einen NLP in besonderer Weise angelockt, es herrscht auch keine nationalparkbedingte Waldbrandgefahr durch Totholz. Das Ehrenamt ist herzlich willkommen, sich für den Schutz der Natur zu engagieren und beim Naturerleben mitzuhelfen. Alle notwendigen Regelungen in einem Nationalpark werden in Form der Nationalparkverordnung festgehalten. Diese ist bei der Entstehung anderer NLPs in Deutschland mit Beteiligung diverser Interessensgruppen erarbeitet worden. Quelle: NRW-Landtagsfraktion der Grünen
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