"Bringt sie nach Hause": Ein riesiges Plakat mit den Gesichtern der jüdischen Geiseln hängt seit gestern in der Bürgerhalle des Landtags. Sie zu betrachten tut weh. Foto: Lüke
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.“ Diese Mahnung stammt vom italienischen Juden Primo Levi, der sich als Auschwitzüberlebender Zeit seines Lebens mit der Shoah beschäftigte. Nicht zuletzt aufgrund dieses Zitates halte ich es für so wichtig, unserer Gegenwart einen Spiegel vorzuhalten. Die grausamen Ereignisse von damals müssen uns mahnen – die Entwicklungen der Gegenwart jedoch sind Anlass für einen weithin hörbaren Aufschrei.
Wir sehen die Zeichen an der Wand
Es ist nicht nur an diesem 9. November des Jahres 2023 von entscheidender Bedeutung, sich an die Ereignisse der Reichspogromnacht zu erinnern und die Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Dieses dunkle Kapitel zeigt, wohin Vorurteile, Hass und Diskriminierung immer noch führen können. Denn es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Das müssen wir mit einer nie dagewesenen Deutlichkeit anprangern. Wir sehen die Zeichen an der Wand: Der Antisemitismus ist mit einem Male wieder sichtbar und es finden sich überall bereitwillige Nachplapperer, die sich mit den Lautsprechern gemein machen und die nicht wissen wollen wohin das einmal führte – oder noch viel schlimmer: die gutheißen, was daraus erwachsen kann. Der Schoß ist eben fruchtbar noch, aus dem das kroch.
Gegen Diskriminierung und Intoleranz
In unserer heutigen Gesellschaft müssen wir uns aktiv gegen jegliche Form von Diskriminierung und Intoleranz jeglicher Art einsetzen. Wir sollten uns bewusst sein, dass Antisemitismus, rassistischer Hass und Fremdenfeindlichkeit nach wie vor existieren und immer mehr auf dem Vormarsch sind. Die Reichspogromnacht muss uns daran erinnern, wie wichtig es ist, die Rechte und die Würde eines jeden Menschen zu respektieren und zu schützen.
Wir haben das "wehret den Anfängen" nicht geschafft
Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die schrecklichen Ereignisse von damals nie wieder geschehen. Dies erfordert eine aktive Beteiligung an der Förderung von Toleranz, Vielfalt und Gerechtigkeit. Lasst uns sicherstellen, dass die Erinnerung an die Opfer der Reichspogromnacht uns dazu inspiriert, eine bessere, gerechtere und inklusivere Welt zu schaffen, in der Hass und Vorurteile keinen Platz haben. Denn es ist schon einmal geschehen, und wenn wir uns dem mit dem Wissen um die Vergangenheit nicht mit aller Kraft entgegenstemmen, dann wird es wieder geschehen.
Die Zeichen und Vorboten sind längst sichtbar. Menschen jüdischen Glaubens fühlen sich nicht mehr sicher. Sie werden verfolgt, entführt, ermordet. „Wehret den Anfängen“ war lange Zeit das Maß, nach dem wir handeln sollten. Wir haben es nicht geschafft. Jetzt braucht es all unsere Kraft und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Denn das, was geschehen ist, darf nicht wieder geschehen.
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