Unsere heimischen tierischen und pflanzlichen Arten haben keine Lobby. Und ihr Zusammenspiel, ihre Vielfalt und ihre Bedeutung schon gar nicht. Zum heutigen Tag der Artenvielfalt muss darum endlich ein lauter Aufschrei erfolgen: wir sind dabei, die Festplatte unseres Planeten zu löschen. Aber bei den Verantwortlichen findet sich nur Bedauern, Achselzucken und der Verweis auf ökonomische Zwänge, für die man nicht verantwortlich sei.
„Die Tatsache, dass der Wert der Ökosysteme und der Biodiversität bisher ökonomisch nicht wahrgenommen wird, ist eine entscheidende Ursache der alarmierenden Zerstörung der Natur“, sagte Pavan Sukhdev, bezeichnenderweise 2011 Generaldirektor der Deutschen Bank. Das heißt übersetzt: ein Ökosystem zu zerstören kostet zunächst einmal nichts. Im Gegenteil verspricht die neue Nutzung des Areals sogar zunächst Profite. Und da müssen wir gar nicht auf den Raubbau in den tropischen Regenwäldern schauen. Ein Blick auf zahlreiche Agrarsteppen im Kreis Paderborn genügt schon. Es finden sich reichlich riesige saubergespritzte Äcker, die bis an den Horizont zu reichen scheinen. Hier beginnt ökologische Ödnis. Da kommt keine Biene und kein Vogel rüber. Ein Parkplatz kann kaum ärmer an Wert sein.
Ein Umdenken muss darum her. Nicht endlose Ackerflächen und üppig-grüne Wiesen sollten künftig in unserer Wahrnehmung das Synonym für eine vermeintlich schöne Natur sein, sondern die kleinteilige Kulturlandschaft mit Hecken, Abwechslung im Bewuchs und Magerwiesen. Das muss auch finanziell lukrativ sein. Und wir sollten die Verantwortung nicht abschieben. Jeder Einzelne kann etwas für die Artenvielfalt tun: es versteht sich von selbst, dass die handliche Glyphosat-Flasche im praktischen Halbliterformat ebenso geächtet wird wie Schottergärten. Darüberhinaus kann man mit Insektenhotels, Blühmischungen und wilden Gärten tolle Ergebnisse erzielen. Ausprobieren! Ihr werdet merken, wie schnell das gehen kann. Nicht nur am Tag der Artenvielfalt.
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