Ich war in Ausschwitz, ich war in Yad Vashem. Ich kenne die Geschichten aus dem Krieg von meiner Mutter, ich weiß, dass mein Opa im Krieg Dinge getan hat, über die er nicht sprechen wollte. Mein Vater war Soldat, Funker im U-Boot. Ich habe mich diesem Kapitel deutscher Vergangenheit nie entziehen können, im Gegenteil, ich setze mich bis heute aktiv damit auseinander.
Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Tag vor 77 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von Soldaten der Roten Armee befreit. Damals wurden die entsetzlichsten Verbrechen, die in der Geschichte der Menschheit verübt worden, offenbar. Diese Verbrechen wurden verübt von Deutschen. Noch heute spürt man an diesem Ort, dass hier unfassbares passierte. Und wenn es ein Vermächtnis dieser Millionen Opfer an die künftigen Generationen gibt, dann dies: NIEMALS WIEDER.
Ich kann schon die Begrifflichkeit des Wortes „Antisemitismus“ nicht nachvollziehen. Was soll ich als toleranter Mensch gegen eine Glaubensgemeinschaft, was soll ich gegen andere religiöse Ansichten haben – empfinde ich sie doch als Bereicherung unserer bunten Gesellschaft. Ich kann mir Gruppen nicht vorstellen, in denen Rechtsextremisten von einem „Weltjudentum“ fabulieren, die auf welcher herbeifantasierten Grundlage auch immer den Holocaust leugnen, die die Politik Israels mit Jüdischem Glauben vermengen und mit dergleichen kruden Gedankengut anderen Menschen ihr Existenzrecht absprechen wollen. Aber es gibt diese Gruppen, es gibt diesen endlosen Hass und die immer stärker werdende Hetze. Und darum gilt es mehr denn je für alle Menschen ganz gleich welchen Glaubens, welcher Nationalität und welcher Herkunft an diesem 27. Januar und an allen anderen Tagen des Jahres: Wir dürfen nicht vergessen, wohin Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit führen. Wir müssen es immer wieder deutlich machen, wir müssen immer wieder gegenhalten, denn dieser Hass wird immer offener, immer unverhohlener. Der Kampf gegen Antisemitismus ist unsere Verantwortung vor der Geschichte, sie ist Teil unserer deutschen Identität. Erst wenn Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland wieder vollkommen zu Hause sind, sich vollkommen sicher bei uns fühlen, ist dieses Ziel erreicht. Und es scheint in weiter Ferne.
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